Khiva

Nach dem Frühstück starte ich um 9 Uhr Richtung Khiva. Google sagt, das dauert über 6 Stunden. Aber eigentlich sind das nur 450km, die größtenteils durch unbewohnte Wüste führen. Ich habe Hoffnung, dass es eine halbwegs brauchbare Straße gibt und es in 4,5 Stunden zu schaffen ist. Google wird Recht behalten. Ich brauche knapp 6 Stunden. Die ersten 90km hinter Bukhara sind unfassbar schlecht. Tiefste Schlaglöcher und es gibt keinen Weg hindurch, bei dem man nicht Schlaglöcher erwischt. Selbst im tiefsten Afrika sind die Straßen und Pisten besser. Eigentlich kann man hier teilweise nur 10-20km/h fahren, aber dann braucht man 3 Tage für die Strecke und ich weiß nicht, ob die ganze Strecke so schlecht ist. Danach beginnen im Nichts aber plötzlich ca. 250km feinste Beton-Autobahn. An den Enden der Beton-Autobahn wird auch nicht weiter gebaut. Es gibt einfach dieses Stück Autobahn und davor und danach eine Traktor-Piste. Irgendwann fährt auf der Autobahn ein Transporter mit Polizeifahrzeug davor und dahinter. Dummerweise fahren die die ganze Zeit auf der linken Spur obwohl die rechte Spur komplett frei ist. Mit 60 km/h. Dabei darf man hier 120 km/h fahren und ich hab‘s doch eilig. Was macht man da? Die Polizei rechts zu überholen, erscheint etwas suboptimal. Ich warte erstmal, bis ein Usbeke mich einholt und gucke, was der macht. Der scheint auch unschlüssig und traut sich erst mal nicht vorbei. Dann überholt er die Polizei doch rechts. Scheint keine Konsequenzen zu haben, also mache ich das auch. Klappt. Dummerweise muss ich die selbe Strecke am Sonntag wieder zurück und dann noch 4 weitere Stunden Fahrtzeit bis Samarkand dran hängen. Also 10 Stunden fahren am Sonntag. Das wird grausam.

In Khiva habe ich wieder Probleme, das Hotel zu finden. Die Positionsmarkierung auf booking.com ist nicht korrekt. Ich muss fragen. Aber russisch oder usbekisch vorgetragene Wegbeschreibungen mit etwas Handgefuchtel sind in der verwinkelten Altstadt schwierig umzusetzen. Das Zimmer ist kein Highlight. Das Frühstück auch nicht. Abends glotzt mich von der Türschwelle zum Bad eine 5cm große Kakerlake an. Ich glotze zurück. Dann schlage ich heimtückisch die Tür zu und hoffe sie zu zerquetschen. Aber die Tür schließt nicht richtig und als ich die Tür wieder öffne, glotzt die Kakerlake immer noch. Vorwurfsvoll. Wir schließen einen Nicht-Angriffs-Pakt. Dafür ist der Inhaber vom Hotel sehr freundlich und hilfsbereit. Abends laufe ich ein wenig durch die Altstadt (Ichan Qala), die umlaufend komplett von einer imposanten Stadtmauer eingeschlossen ist. Das hat viel Charme, aber leider stehen vor jedem Highlight massenweise Verkaufsstände, an denen Touristen original usbekische Souvenirs Made in China kaufen sollen. Später suche ich mir noch jemanden, der beidseitig die Schäden an den Stahlfelgen ausdengelt. Gar nicht so einfach, wenn alle nur russisch oder usbekisch sprechen. Das man an Tankstellen auch Reifen aufpumpt, ist hier generell ein unbekanntes Konzept. Der Hotelchef hat aber einen kleinen Kompressor.

Morgens stehe ich wie jeden Tag vor Sonnenaufgang auf und gehe knipsen. Anders als in Bukhara machen das hier so einige Fotografen. Die Juma-Moschee öffnet um 8 Uhr und um die Zeit bin ich da noch allein – die Massen kommen später. Später überlege ich noch einen Trip zu den Wüstenfestungen zu machen. Aber das wären insgesamt wieder 3-4 Stunden Fahrtzeit und da ich am nächsten Tag 10 Stunden fahren darf, verzichte ich darauf. Die Nacht wird etwas unruhig, weil rund um Mitternacht mehrfach Touristen ankommen und Lärm machen. Morgens um 5:30 checke ich aus und fahre zu einem 2km entferntem Tiermarkt, der schon vor Sonnenaufgang beginnt. Da ich der einzige Nicht-Usbeke bin, falle ich entsprechend auf und fotografiere nur dezent...